Reisebericht Ungarn: Von Forellen und heißen Quellen
Ungarn ist nicht gerade im Fokus wenn es um Urlaub in Osteuropa geht. Fast jeder kennt ungarischen Gulasch und weiß, dass die Hauptstadt Budapest ist. Doch das Land hat so viel mehr zu bieten, als man denkt und es gibt einige Sehenswürdigkeiten in Nordungarn. Gerade Kecskemét bietet sich durch die zentrale Lage ideal als Ausgangspunkt für Kurzurlaube und Ausflüge an.
Ungarischer Rotwein der Extraklasse
Ein Reisebericht: Das erste Etappenziel hieß Eger. Dort wollten wir nicht nur das wunderschöne Städtchen besuchen, sondern uns auch mit dem legendären Rotwein eindecken. Von Kecskemét fährt man ein klein wenig mehr als zwei Stunden auf der Autobahn. Wer lieber Landstraße fährt, ist etwa zweieinhalb Stunden unterwegs.
In Eger gibt es nicht nur den imposanten Dom und den reizenden Marktplatz zu bestaunen, sondern vor allem auch die Burg. Diese spielte eine bedeutende Rolle im Kampf gegen die Türken, was eindrucksvoll im Roman „Sterne von Eger“ geschildert wird. Wer den bezaubernden Roman gelesen hat, für den ist der Besuch der Burg sozusagen Pflichtprogramm.
Sehr bekannt ist in Eger das Szépasszonyvölgy, das „Tal der schönen Frauen“. Es sollte bei keinem Ungarn Urlaub ausgelassen werden. Hier reihen sich die Weinkeller aneinander, Touristen werden busweise dorthin gekarrt. Doch es gibt auch noch die wenigen und leicht zu übersehenden Weinkellerchen direkt am Ortseingang in Eger auf der rechten Seite.
[hoot_box type=“info“ text=“#000000″]Fahrt unbedingt langsam, denn schnell ist man an der winzigen Einfahrt zum Parkplatz vorbei gesaust. Dort gibt es sie noch, die urigen Weinkeller, ganz urtümlich, mit einem besonderen Flair und ausgesprochen qualitätvollen Weinen zu günstigen Preisen.[/hoot_box]
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Edle Pferde auf den Wiesen Ungarns
Weiter führte die Fahrt nach Szilvasvárád, wo wir das ungarische Staatsgestüt Szilvásvárad besichtigen wollten. Hier werden edle Lipizzaner gezüchtet, die gleichermaßen als Reitpferde wie auch als elegante Kutschpferde eingesetzt werden.
Es handelt sich um eine Pferderasse, die schon seit weit über 400 Jahren gezüchtet wird und ihren Ursprung im Dorf Lipica im heutigen Slovenien hat. Dort im Karstgebirge gründete einst der Habsburger Kaiser Leopold das Gestüt, das bis heute in Reiterkreisen Weltruhm genießt.
Lipizzaner werden an vielen Orten der ehemaligen Donaumonarchie gezüchtet, unter anderem eben auch in Szílvásvárad.
Mehrmals schon waren wir dort, die Besuche waren meist enttäuschend. Zum ersten Mal vor rund 15 Jahren, da waren Besucher dort offenbar eher selten. Man gestattete uns einen Rundgang, die Mitarbeiter waren sehr freundlich, doch es war keine ausgesprochene Gestütsbesichtigung. Daher fuhren wir noch zweimal hin, um endlich mal einen Rundgang mit Informationen zu bekommen, wie er beispielsweise im österreichischen Lipizzanergestüt in Piber geboten wird.
Doch weit gefehlt. Mal gab es gar keine Besichtigung, weil umgebaut wurde, mal stand eine große Veranstaltung bevor und die Besichtigungen fanden aus diesem Grunde nicht statt. Diesmal hatten wir vorsichtshalber telefonisch nachgefragt und uns zur Besichtigung angemeldet. Doch welche Enttäuschung: Für 500 Forint Eintritt wurde uns erlaubt, über einen weiten Hof zu einem Auslauf zu gehen, wo einige Stuten mit ihren entzückenden Fohlen in der Sonne dösten.
Übrigens: Der Umrechnungskurs von Euro in Forint beträgt zur Zeit etwa 1:300.
Dann durften wir einen Stall betreten, wo mehrere Pferde in Ständern angebunden ihr Heu fraßen. Ein kleiner Rundgang durch ein – immerhin recht umfangreiches – Kutschenmuseum und ein kurzer Film, der von ausgesprochen schlechter Qualität und miserabel kommentiert war, und aus war´s.
Niemand da, der Fragen hätte beantworten können, nur Aufpasser an jeder Ecke, dass man sich brav im zugewiesenen, eng begrenzten Terrain bewegte. 500 Forint sind nicht viel Geld, zugegeben. Aber für das, was da geboten wurde, waren selbst diese noch zu viel.
Geräucherte Forellen im Gebirge
Leicht verstimmt fuhren wir weiter, das nächste Ziel war die Forellenzucht in Lillafüred. Der kürzeste Weg führte über eine Bergstraße und war sehr abenteuerlich. Immer höher hinauf ging es im bewaldeten Gebirge, die Straße wies atemberaubende Haarnadelkurven auf, war jedoch kaum befahren. Nur sehr selten kam uns ein Auto entgegen, ebenso vorsichtig um die Kurven schleichend wie wir.
Einige wenige Hinweisschilder zeigten uns, dass wir uns auf dem richtigen Weg befanden. Endlich erreichten wir das idyllische Tal, wo sich die Forellenanlage befindet – und waren überwältigt. Wie zauberhaft! Der Freund, der uns zu diesem Ausflug eingeladen und uns ein Treffen bei den Forellen vorgeschlagen hatte, lag völlig richtig mit seiner Beschreibung: wunderschön.
Zunächst genossen wir die leckersten Grillforellen, die wir je kosten durften, der Speckmantel verstärkte noch den delikaten Geschmack. Dann brachen wir zu einem informativen Rundgang auf und besichtigten ausführlich das Gelände.
Hier gab es so viel zu sehen und zu erfahren, dass es den Rahmen dieses Reiseberichts sprengen würde.
An dieser Stelle sei nur erwähnt, dass man dort frische und geräucherte Forellen kaufen und im Sommerhalbjahr Mittwoch bis Sonntag von 11.00 bis 17.00 Uhr gebratene Forellen in stilvollem Ambiente und idyllischer Umgebung genießen kann. Die leckeren Grillforellen gibt es allerdings nur donnerstags.
Unsere bezaubernde Unterkunft
Erst nach mehreren Stunden konnten wir uns losreißen und steuerten unser Übernachtungsziel an, das Kitti Vendéház in Miskolc-Tapolca. Wir hatten eine preiswerte Übernachtungsmöglichkeit in Ungarn gesucht, und eine Buchung über´s Internet birgt schon manche Überraschung.
So auch diesmal – doch hier war es eine überaus positive: Kein kleines Zimmer mit winzigem Duschbad, nein, fast schon eine kleine Ferienwohnung. Eine komplett eingerichtete Küche, ein großzügiges Bad mit einer komfortablen Eckbadewanne, separates WC, ein geräumiges Schlafzimmer mit herrlich bequemen Betten.
Die Krönung war der nette Balkon, wo wir zum späten Abendessen die mitgebrachten Räucherforellen verspeisten und den schönen Tag bei einem Glas Rotwein aus Eger ausklingen ließen.
Kitti Vendegház bietet kein Frühstück an, dafür steht ja die Küche für den Selbstversorger zur Verfügung. Wir hatten eigentlich vor, das Frühstück dann im Thermalbad einzunehmen, aber eine Tasse Kaffee am Morgen wäre doch recht nett.
Auf zaghafte Anfrage erklärte sich die Pensionswirtin sofort bereit, uns morgens den Kaffee zu bringen. Pünktlich um acht, wie vereinbart, stand sie mit einem liebevoll hergerichteten Kaffeetablett vor der Tür und wollte von Bezahlung nichts wissen, denn das sei ein Geschenk des Hauses. Einfach nur wunderbar.
Die Thermalbäder Nordungarns
Wir waren begeistert von dieser liebevollen Gastfreundschaft und der sehr netten, gepflegten Unterkunft, die sich nur wenige hundert Meter vom Höhlenbad entfernt befindet. Ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis, wärmstens weiterzuempfehlen. Wir hätten das Auto dort auf dem privaten (kostenlosen) Parkplatz stehen lassen können, da es aber in Strömen regnete, zogen wir es vor, mit dem Auto direkt bis zum Bad zu fahren.
Dort wurden wir von Parkplatzwächtern angesprochen, die uns ein Ticket für ihren Privatparkplatz verkaufen wollten, einen ganzen Tag für 1400 Forint. Aber wir bleiben doch nur 4 Stunden. Gibt es ein Halbtagesticket? Nein. Gegenüber war ein öffentlicher Parkplatz mit Parkuhr. Dort kostet eine Stunde 490 Forint, so die Aussage des Parkplatzwächters. Das kam uns nun sehr hoch vor. Misstrauisch fuhren wir erst mal zum öffentlichen Parkplatz, und siehe da: Die Parkgebühr liegen bei 220 Forint pro Stunde, das Halbtagesticket kostet 850 Forint. Trau schau wem….Ob da einer unbedingt seine Tickets verkaufen wollte?
Im nur noch leise tröpfelnden Regen marschierten wir zum Höhlenbad und erwarben ein Vormittagsticket, da uns in Anbetracht des Wetters ein halber Tag im Bad ausreichend erschien. Und dann hinein ins Vergnügen, das in ganz Europa absolut einzigartig ist. Die warmen Quellen in diesen Höhlen haben vor über 2500 Jahren schon die Kelten benutzt, heute sind sie in ein modernes Thermalbad verwandelt, das keine Wünsche offenlässt. Die gesamte Anlage ist sauber und gepflegt, der Sanitärbereich hell und geräumig, es gibt Ruhebereiche und mehrere Möglichkeiten für einen schnellen Imbiss, hier holten wir das Frühstück nach.
Wellness in Ungarns Unterwelt
Anschließend brachen wir zur Erkundung der Höhlen des Höhlenthermalbads Miskolc Tapolca auf und waren überwältigt. Verschlungene Thermalwassergänge, gut zwei Meter breit und mit einem Wasserstand von etwa einem Meter führen durch ein verzweigtes Labyrinth der Tropfsteinhöhlen, das raffiniert ausgeleuchtet ist. Über Treppchen und Steige sind weitere Becken zu erreichen. Im dunklen Sternenbecken sind an der hohen Kuppel leuchtende Sternbilder angebracht, in deren Anblick man versinken kann. In mehreren Becken gibt es Massage- und Sprudeldüsen, Sauna und Schwebebad sind gegen Aufpreis erhältlich. Ein wunderbarer Abschluss für einen Urlaub in Ungarn.
Wegen des Nieselregens waren die großzügig angelegten Außenanlagen kaum besucht, bieten jedoch sicherlich bei gutem Wetter auch jede Menge Badespaß. Gegen Mittag füllte sich das Bad, und da sich wetterbedingt alles im Innenbereich drängte, wurde es ziemlich voll und laut. Wir beglückwünschten uns zu unserer Entscheidung, das Vormittagsticket gekauft zu haben und verließen um 13 Uhr das Bad, jedoch mit dem festen Vorsatz, hier auf jeden Fall noch einmal herzukommen.
Fazit: ein toller Kurzurlaub, der uns unvergessliche Erlebnisse bescherte und den wir sicher – mit Ausnahme des Besuchs in Szilvásvárad- in eben dieser Form gerne wiederholen werden. Vielleicht haben wir ja dem einen oder anderen Appetit auf einen solchen Ausflug gemacht?
Ungarn hat so viel Schönes zu bieten – fahrt los und genießt es! Viel Spaß beim Nordungarn Urlaub.
Wie ihr preiswerte Flüge nach Budapest findet habe ich euch in einem anderen Artikel zusammengetragen.